Feline Diabetes



Neben unseren neun Russisch Blau Katzen haben wir seit 2003 unseren Sam, einen Thai-Kastraten. Wir haben ihn damals im Alter von  einem halben Jahr als „gebrauchten“ Kater mit vielen Verhaltensauffälligkeiten bekommen. So hat er  z.B. in Männerfüße gebissen und alles aus Papier zerlegt.  Wir vermuten, dass er in seinem „ersten Leben“ schlechte Erfahrungen mit Männerfüßen und  zusammen gerollten Zeitungen gemacht hat. Nach ca. 2 Jahren haben wir es dann mit viel Mühe geschafft und unser Sam hat sich ganz normal verhalten. Er ist ein toller Typ geworden.

 

Irgendwann hat er dann begonnen mehr und mehr zu essen. Wir haben dann so gedacht: „Lieber einen runderen Kater, als einen Kater der isoliert leben muss, da er getrennt von den anderen Katzen seine Mahlzeiten zu sich nehmen muss um dünn zu bleiben.“

 

So hat er statt seiner gesunden 5 bis 6,5kg dann irgendwann kurz vor 10 kg gewogen.

 

Mit seinen Zähnen hatte er immer schon Probleme. Forl sorgt dafür, dass sich seine Zähne langsam von innen zersetzen. Sein Fell wurde stumpfer, seinen Aktivitäten wurden weniger. Dann begann er auch noch viel zu Trinken und entsprechend viel Urin abzusetzen. Wir entschieden uns neben der wieder einmal anstehenden ZahnOP gleich einen Gerontocheck mitzumachen– immerhin war Sam zu dieser Zeit ja schon 10 Jahre alt. Das war im Juni 2013.

 

Dann kam das Ergebnis:

 

DIABETES!!!

 

„Oh weh, was kommt da auf uns zu…“ Unsere Tierärztin lud uns zu einem langen Gespräch ein. Sie machte uns klar, dass sie Sam heilen möchte und ihm guteChancen ausrechnet.  Er war in einem Anfangsstadium. Wenn wir also bereit dazu seien, sei sie guter Hoffnung. OK, klar wollten wir dass er gesund werden sollte.

 

Sam musste Diät halten. Die Tierärztin meinte, dass er sein Gewicht reduzieren muss, um sein Zuckerproblem deutlich zu verringern. Feline Diabetes verläuft anders als bei Menschen. Sie ist jedoch wie bei den Hopi-Indianern durch konsequente Gewichtsreduktion heilbar, sofern die Bauchspeicheldrüse noch nicht zu sehr angegriffen ist. Mit Hills-feline Metabolic Nassfutter haben wir ihn abnehmen lassen. Mit dem Futter mussten wir viel experimentieren bis wir die richtige Dosierung gefunden hatten,  mit der er weder zu viel noch zu wenig abnahm. Die Dosierungsempfehlung auf der Packung war viel zu hoch. Trockenfutter ist für Sam Tabu, da es immer zu ca. 50% aus Stärke besteht, damit die Kroketten überhaupt zusammen halten. Die Stärke muss  leider noch nicht einmal deklariert werden. Stärke= Zucker,  ist absolutes  Gift für  die Bauchspeicheldrüse der Diabetiker. Damit er in ausreichenden Abständen frisst bekommt er 4x täglich Futter. Wir wollten ihn nicht isolieren, daher bekommt seither die ganze Gruppe in der er lebt, nur gemeinsam mit ihm die Mahlzeiten. Nach dem metabolischen Prinzip, sollen zwischen den Mahlzeiten ca. 5 Stunden liegen. Es war und ist  sehr anstrengend und fordert von uns viel Disziplin.  Im letzten halben Jahr haben wir ihn auch nicht längere Zeit allein gelassen. Wenn wir nun doch mal unterwegs sind, helfen wir uns mit einem Futterautomaten aus, der das Futter auch kühlt und 10 Minuten vor der Mahlzeit erwärmt.

 

Dann mussten wir lernen aus dem Ohr Blut abzunehmen und täglich seinen Zuckerspiegel zu kontrollieren. Die Empfehlungen der Tierärzte dazu waren ok, jedoch brauchten wir noch etwas mehr Unterstützung. Wir haben das Internet erforscht und dort auf Youtube gute Filme gefunden. Als sehr hilfreiche Seite fanden wir auch diese: http://www.katzendiabetes.info/hometest.php#6

Damit haben wir unseren eigenen Stil gefunden.  Es war schon interessant. Anfangs mussten wir Sam unglaublich häufig stechen, um an den ersehnten kleinen Blutstropfen zu kommen, später war nahezu jeder Stich ein Treffer. Von da an ist er freiwillig zum Messen gekommen – schließlich war es ja keine Folter mehr und danach gab es ja Futter!!! Mhmmm…  

 

Auch haben wir von den Tierärzten verschiedene Messgeräte bekommen, bis wir eines (AlphaTrak 2) mit zuverlässigen Werten und guter Handhabung (nur ein kleiner Blutstropfen erforderlich)  hatten. Sie haben für uns extra neue Geräte bestellt und die nicht zuverlässig funktionierenden an die Firmen zurück geschickt. Wir mussten Sam Insulin spritzen. Er brauchte ca. eine Einheit pro Tag. Die Spritzen haben ihn nicht gestört – es war als würde er sie nicht einmal bemerken. Die Tierärztin verschrieb uns Lantus, ein für Menschen zugelassenes Insulin, anstelle von Caninsulin. Die Heilungschancen mit Lantus seien viel höher. Im Internet fanden wir Artikel die dies bestätigten(http://www.diabetes-katzen.net/info_lanlev_studie.html). Damit wir keine Überdosierung verursachten, haben wir nach dem Messen morgens regelmäßig schon vor 6 Uhr mit unserer Tierärztin telefoniert und die Dosis abgesprochen. Das war gut für uns. So konnten wir Sicherheit im Umgang mit der Dosierung bekommen. 3,5-6mmol/l sind bei Katzen Normwerte. Die Nierenschwelle liegt bei Katzen bei  11-18mmol/l. Zuckerwerte  können auch bei Stress bis zu 18mmol/l steigen. Ohne Insulin lagen Sams Werte um die 20mmol/l. Alle Messwerte, Gewicht und auch die Urinabsatzmenge haben wir dokumentiert und mit den Tierärzten besprochen.

 

 

Es dauerte ca. 5 Wochen.  Dann hatte Sam allmählich Normalwerte. Er brauchte kein Insulin mehr. Nach ca. 6 Wochen hatte er 2 kg abgenommen. Wir haben ihn weiter so gefüttert. Bei den Langzeitzuckeruntersuchungen im Labor hatte er stabile Werte im Normbereich.

 

Im November diesen Jahreshatte er seine 6,5 kg, was bei seiner Größe ( er ist deutlich größer als ein Russisch Blau Kater) einem normalen BMI entspricht. Wir sind vor Freude fasst geplatzt. Wir haben ihm dann auch immer mal zwischendurch als Leckerli ein wenig Trockenfutter gegeben. Anfang Dezember wog er 6 kg. Diese versuchen wir zu halten. Er hat eine tolle Figur, ist total agil, sein Fell ist viel besser – ein toller Kater. Bei einer weiteren Kontrolluntersuchung kam heraus, dass er wieder minimal erhöhte Zuckerwerte hatte. Er darf also absolut kein Trockenfutter mehr – armer Sam, er liebt es doch so... Beim Nassfutter  testen wir inzwischen, ob dort Stärke enthalten ist.  Stärke muss leider nicht deklariert werden. Unser Sohn ist Chemiker, er hat uns empfohlen die Stärke im Futter durch Jod sichtbar zu machen.  Stärke verfärbt sich in Verbindung mit Jod in ein dunkles Preußischblau. Jetzt bekommt Sam 4x täglich seine stärkefreien Nassfuttermahlzeiten… und es geht ihm gut.

 

Isst Sam stärkefreies Futter, so sind seine Langzeitzuckerwerte absolut unauffällig. 
Bei der letzten Untersuchung kurz vor Weihnachten, hatte er einen Fructosaminwert
von 266 µmol/l. Bis 340µmol/l sind Normwerte.
Wir werden künftig halbjährlich seine Werte überprüfen.

 

 

Es ist viel Arbeit und noch mehr Disziplin….aber es lohnt sich. Sam bedankt sich täglich bei uns mit besonderen Schmuseeinheiten J

 

Wir sind sicher noch nicht am Ende, …aber dankbar dafür, dass alles so gut läuft und es Sam so gut geht. Ganz besonderen Dank richten wir an unsere beiden Tierärztinnen, die mit uns mit ihrem hohen Sachverstand und Einsatz unterstützen.

 

Bei uns hat nun keine Katze mehr Übergewicht! Alle werden regelmäßig gewogen und erhalten im Alter von 5-6 Jahren einen jährlichen Gerontocheck.

 

Nachtrag

JUHU!!!! Der Check im August 2014 zeigte supergute Normwerte! Die Freude ist groß....